- Notiones communes
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[lateinisch »allgemeine Kenntnisse«], Notitiae communes, allen Menschen von Natur gemeinsame Unterscheidungen oder Einsichten, die nach der Lehre der Stoa (Chrysippos) von selbst aus den Wahrnehmungen entspringen. Euklid unterscheidet die Notiones communes, die allgemeine Denkgesetze ausdrücken (»Das Ganze ist größer als der Teil«), von den rein mathematischen Postulaten. Cicero, der die Übersetzung Notiones communes aus dem Griechischen eingeführt hat, gibt als Beispiele die Unterscheidung der »fortitudo« (Tapferkeit), die in einer Definition geklärt werden kann, und die Einsicht, dass es Götter gebe, an. Für R. Descartes sind sie ewige Denkwahrheiten (z. B. das »Cogito, ergo sum«, der Satz der Identität). G. W. Leibniz sah die Notiones communes als Beweis dafür an, dass die Seele keine Tabula rasa ist und die Erfahrung für die Erkenntnis notwendig, aber nicht hinreichend ist.
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No|ti|o|nes com|mu|nes <Pl.> [lat. notiones communes = allgemeine Kenntnisse] (Philos.): dem Menschen angeborene u. daher allen Menschen gemeinsame Begriffe u. Vorstellungen (im Stoizismus).
Universal-Lexikon. 2012.